Jan Walter
Ex-Anti-Terrorchef packt aus: IHH und Geheimdienst MIT als Bindeglieder zu IS und Al-Nusra
Die Regierung Erdoğan rühmt sich, in der Türkei die Parallelstrukturen im Staatsapparat neutralisiert zu haben. Tatsächlich zeichnet sich jedoch ab, dass eine neue Parallelstruktur den Marsch durch die Institutionen antritt – die der radikalen Islamisten.

Ahmet Yayla scheut sich auch nicht, konkrete Namen zu nennen. So soll Geheimdienstchef Hakan Fidan einer der wichtigsten Köpfe der radikal-islamischen tiefen Strukturen im türkischen Staat sein. Fidan hatte als früherer Armeeoffizier von 2003 bis 2007 TIKA geleitet, ehe ihn Erdoğan 2007 zum Staatssekretär ernannt hat. Seit 2010 leitet Fidan die Nationale Geheimdienstorganisation (MIT).
Hakan Fidan – der Hisbollah-Veteran an der Geheimdienstspitze
Fidan, dessen Rolle bei den ersten Geheimgesprächen mit der PKK die Gülen-Anhänger im Staatsapparat gegen ihn aufgebracht haben soll - eine Vorladung der Staatsanwaltschaft soll 2012 den Anfang des Entfremdungsprozesses zwischen Gülen und der AKP markiert haben -, soll bereits früh Erfahrungen mit dem Terrorismus gesammelt haben. Und das als Beteiligter.
Yayla erklärte, Fidan habe während der 1990er Jahre zu den Hauptverdächtigen im Zusammenhang mit einer Serie von Terrorakten auf linksgerichtete Kreise gehört. Intellektuelle aus dem Umfeld der Cumhüriyet sollen ebenso zum Ziel von Auto- und Paketbomben gehört haben wie der Journalist Ugur Mumcu und die Frauenrechtlerin Bahriye Ucok. Die Taten wurden im Zuge des Ergenekon-Prozesses einer nationalistischen Verschwörergruppe angelastet.
Damals machte die Polizei die "Türkische Hisbollah" (TH) für die Taten verantwortlich, und zu dieser sollen unter anderem auch zwei enge Erdoğan-Vertraute gehört haben: Hakan Fidan und Faruk Koca, ein späterer Mitgründer der AKP. Die TH war eine radikal-islamische, sunnitische Terrororganisation, die in den 1980er Jahren hauptsächlich von Kurden geführt wurde. Ihre Anschläge richteten sich vor allem gegen die PKK, ihr Ziel war ein islamischer Staat in der Türkei.